Norddeutscher Apothekenprotest am 8. November 2023 – „Alle Apotheken stärken! Jetzt!“

Hannover, 8. November 2023 – Am Mittwoch, den 8. November 2023, protestierten die norddeutschen Apotheken für bessere Rahmenbedingungen für die Arzneimittelversorgung. In ganz Norddeutschland blieben deshalb die Apotheken geschlossen. Die Notfallversorgung wurde am Protesttag ausschließlich über die Notdienstapotheken gewährleistet. Der Landesapothekerverband Niedersachsen e.V. (LAV) rief an diesem Tag gemeinsam mit den Verbänden Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern zu einer zentralen Kundgebung um 12 Uhr auf dem Bahnhofsvorplatz (Ernst-August-Platz) in Hannover auf. Mehr als 3.000 Apothekerinnen und Apotheker nahmen teil.

„Seit über zehn Jahren wurde das Apothekenhonorar nicht angepasst. Mit dem GKV-Finanzierungsgesetz und den daraus folgenden Einsparungen ist das Apothekenhonorar jetzt auf dem Stand von 2004. Will die Bundesregierung die Qualität der Arzneimittelversorgung durch das Apothekennetz halten, muss die Bundesregierung in das Apothekensystem investieren. Was wir brauchen, ist eine finanzielle Stärkung und weniger Bürokratie – und zwar jetzt!", sagte Berend Groeneveld, Vorstandsvorsitzender des Landesapothekerverbandes Niedersachsen e.V. (LAV).

„Wir wollen unseren Versorgungsauftrag erfüllen, und das tun wir und unsere Apothekenteams gerne und mit voller Leidenschaft. Der Staat hat uns diesen Versorgungsauftrag erteilt, er muss aber auch dann dafür sorgen, dass wir Apothekerinnen und Apotheker davon leben können. Das ist aber durch die steigenden Kosten und die Einsparungen nicht mehr der Fall! Wir kämpfen deshalb für eine Stabilisierung der Arzneimittelversorgung vor Ort", sagte der LAV-Vorstandsvorsitzende.

Groeneveld weiter: „Das Schiff Apotheke ist nicht mehr im richtigen Fahrwasser. Wir sind nicht mehr in Seenot, sondern wir sind auf Grund gelaufen. Warum? Weil der Kurs nicht stimmt, weil der Leuchtturm Bundesgesundheitsministerium keine Signale mehr sendet. Wie sollen wir Kurs halten, wenn wir keine Signale bekommen? So geht es nicht weiter! Dass wir heute hier in Hannover so zahlreich vertreten waren, zeigt deutlich, dass die Bundesregierung endlich die Apotheken vor Ort finanziell stärken muss. Alle Apotheken stärken! Jetzt!"

Besonders kritisierte der LAV-Vorstandsvorsitzende die neuen Pläne des Bundesgesundheitsministeriums. Diese sehen Filialapotheken ohne Notdienste und Rezepturherstellung vor. „Wir brauchen keine „"Apotheken light", die keine Rezepturen herstellen, keinen Notdienst machen müssen, keine Labore haben und auch keinen Apotheker mehr vor Ort haben. Wie soll das die Versorgung verbessern? Zudem: Jede Apotheke, die jetzt schließt, bleibt für immer geschlossen. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass dann eine neue Apotheke wieder öffnet. Die Pläne werden zu einer Verschlechterung der flächendeckenden Versorgung führen. Was wir Apothekerinnen und Apotheker brauchen, ist finanzielle Stabilität, damit wir zusammen das System der Apotheken weiterentwickeln können."

Insbesondere ging Groeneveld weiter auf die Verschlechterung der Qualität der Gesundheitsversorgung durch die Einsparungen und Honorarkürzungen ein: „Das System hat über zwanzig Jahre funktioniert und wir haben die Qualität bislang noch aufrechterhalten können. Doch jetzt können wir nicht mehr. Das System Apotheke ist wie eine Zitrone ausgequetscht und die Einsparungen kommen nun noch on top. Wird die Politik nicht einlenken, werden die Apothekenzahlen weiterhin so rasant zurückgehen. Die Patientinnen und Patienten müssen im Notfall nachts oder an den Feiertagen 50 Kilometer zurücklegen, um ein Arzneimittel zu erhalten. Das kann doch nicht der Wille der Politik sein?"

Des Weiteren fordert der LAV-Vorstandsvorsitzende neben der Anpassung auch eine Dynamisierung des Apothekenhonorars: „Wir brauchen nicht nur eine Anpassung des Apothekenhonorars, sondern das Apothekenhonorar ist gänzlich von der Inflation abgekoppelt. Was wir brauchen ist auch eine Dynamisierung, bzw. regelmäßige Überprüfung des Apothekenhonorars."

Der LAV-Vorstandsvorsitzende kritisierte zudem die Bürokratie bei der Arzneimittelabgabe, insbesondere den nun wieder eingeschränkten Handlungsspielraum der Apothekerinnen und Apotheker: „Während der Coronapandemie hatte uns der Gesetzgeber mehr Handlungsspielraum gegeben, um die Patientinnen und Patienten schnell zu versorgen. Diese Freiheit hat uns der Gesetzgeber weggenommen. Auch das im Juni verabschiedete Lieferengpassgesetz schafft deutlich mehr Bürokratie, als es eigentlich verhindern sollte, denn wir haben nun deutlich mehr Prüfpflichten und die Patientinnen und Patienten müssen länger auf ihr Arzneimittel warten. Wo ist der versprochene Bürokratieabbau, den die Bundesregierung uns seit Jahren in Aussicht gestellt hat? Wir fordern deshalb mehr Handlungsfreiheit und eine Versorgung, die sich weiterhin an den Bedürfnissen der Patientinnen und Patienten orientiert."

Als Redner waren neben Berend Groeneveld, Vorstandvorsitzender des Landesapothekerverband Niedersachsen, Dr. Andreas Philippi, Niedersächsischer Minister für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung, Volker Meyer, Mitglied des Niedersächsischen Landtages und Mitglied des Ausschusses für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung des Niedersächsischen Landtages und Christian Burgdorf, Vorstandsvorsitzender des Arbeitgeberverbandes Niedersächsischer Apotheken e.V. auf der Bühne.

Die zentrale Kundgebung war der Auftakt des bundesweiten Protestmonats der Apothekerinnen und Apotheker. Im Laufe des Monats werden weitere Proteste in Dortmund, Stuttgart und Dresden stattfinden.

Der Landesapothekerverband Niedersachsen (LAV) e.V. vertritt die berufspolitischen und wirtschaftlichen Interessen der niedersächsischen Apothekeninhaberinnen und -inhaber in der Öffentlichkeit, gegenüber der Politik, den Partnern im Gesundheitswesen und den Medien. Dem Verband sind rund 1.700 niedersächsische Apotheken angeschlossen.

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