GKV-Finanzstabilisierungsgesetz – Sparmaßnahmen gefährden Vor-Ort-Apotheken

Hannover, 19. September 2022 – Apothekerinnen und Apotheker aus Niedersachsen fordern das Bundesgesundheitsministerium auf, den Abschlag, den Apotheken für jedes verordnete Arzneimittel an die gesetzlichen Krankenkassen zahlen müssen, nicht zu erhöhen. Der Referentenentwurf zum GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes sieht vor, den Apothekenabschlag von 1,77 Euro auf zwei Euro festzuschreiben. Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) möchte so die Finanzlücke bei den gesetzlichen Krankenkassen schließen.

„Die Erhöhung des Abschlags um 23 Cent pro abgegebene Packung stellt für uns Apothekeninhaberinnen und -inhaber eine erhebliche Belastung dar“, sagt Ina Bartels, Inhaberin der Johannes-Apotheke in Hannover. „Unsere Vergütung ist seit neun Jahren nicht mehr angepasst worden. Im Gegensatz zu anderen Leistungserbringern im Gesundheitswesen ist sie losgelöst von der Preisentwicklung und allgemeinen Inflation. Ein solcher Eingriff ist bei gleichzeitig gestiegenen Leistungen, sich deutlich verschlechternden Einkaufsbedingungen, höheren Logistik- und Personalkosten sowie den anderen gesellschaftlichen Faktoren wie Energie ein Schlag ins Gesicht der Pharmazeutinnen und Pharmazeuten. Bei der geplanten Erhöhung des Apothekenabschlages handelt sich nicht nur um eine Kürzung unseres Honorars. Es handelt sich dabei um ein Zeichen, dass politische Wertschätzung und politisches Handeln im Gesundheitsbereich nicht im Einklang stehen.“

Zusätzlich stehen die Apotheken in Niedersachsen seit Jahren vor einem weiteren Problem: „Wir haben schon lange mit Personalengpässen zu kämpfen“, berichtet Apothekerin Ina Bartels, Vorsitzende des Bezirks Hannover-Stadt beim Landesapothekerverband Niedersachsen e.V. „Eine Kürzung des Honorars bei deutlich gestiegener Leistung durch die Corona-Pandemie macht die Übernahme einer Apotheke für junge Pharmazeutinnen und Pharmazeuten immer unattraktiver. Die Kombination aus Personalmangel und dem Anstieg aller Kosten und jetzt die zusätzliche Erhöhung des Abschlages wird die seit Jahren rückläufige Zahl an Apotheken beschleunigen und dem Gesundheitssystem wichtige Anlaufstellen und Lotsen im Gesundheitswesen verloren gehen,“ mahnt Apothekerin Ina Bartels.

Während der Pandemie wurde deutlich, wie wichtig die flächendeckende Versorgung durch die Apotheken vor Ort für das Gesundheitssystem ist. Dass bei den Apotheken, die für lediglich 1,9 Prozent der Gesamtausgaben der gesetzlichen Krankenkassen verantwortlich sind, gespart werden soll und damit diese Versorgungsstruktur gefährdet wird, stößt deshalb bei den Apotheken vor Ort auf Unverständnis.

 

In Niedersachsen sind täglich rund 1.774 Apotheken für Patienten eine wichtige Anlaufstelle in Gesundheitsfragen. Jede Nacht bzw. jeden Sonn- und Feiertag leisten dabei rund 132 Apotheken in Niedersachsen Notdienst. Die Apotheken gewährleisten die Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln und Hilfsmitteln, stellen individuelle Rezepturen her und bieten kompetente Beratung zu zahlreichen Gesundheitsthemen.

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