Niedersächsischer Apothekertag - Anpassung des Apothekenhonorars längst überfällig

Hannover, 16. April 2024 – Am 13. und 14. April 2024 trafen sich Apothekerinnen und Apotheker, Pharmazeutisch-technische Assistentinnen und -Assistenten (PTA) und Pharmazeutinnen und Pharmazeuten im Praktikum aus ganz Niedersachsen zum 11. Niedersächsischen Apothekertag in der OsnabrückHalle in Osnabrück. Veranstalter des Apothekerkongresses waren der Landesapothekerverband Niedersachsen e.V. (LAV) und die Apothekerkammer Niedersachsen.

In einem persönlichen Grußwort würdigten Dr. Andreas Philippi, Niedersächsischer Minister für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung, und Katharina Pötter, Oberbürgermeisterin der Stadt Osnabrück, die Leistung der Apotheken-Teams.

Der niedersächsische Gesundheitsminister Dr. Andreas Philippi betonte in seiner Rede die wichtige Rolle der Apotheken vor Ort in der Gesundheitsversorgung in Niedersachsen: „Für mich spielen die Apotheken vor Ort nicht nur in der Arzneimittelversorgung eine wichtige Rolle, sondern auch in ihrer Lotsenfunktion im Gesundheitswesen. Wir wollen alle das Gleiche: Wir wollen das Gesundheitssystem erhalten und dass es den Menschen gut geht. Doch wir beobachten seit Jahren, dass immer mehr Apotheken schließen und immer weniger Apotheken neu eröffnen. Wir müssen den Menschen aber Alternativen anbieten, damit sie eben nicht 100 km zur nächsten Apotheke fahren müssen. Mir liegt es deshalb sehr am Herzen, mit Ihnen zusammen neue Wege zu gehen. Des Weiteren muss es für Apotheken Regelungen für eine auskömmliche Vergütung geben. Die Apotheken leisten einen unentbehrlichen Beitrag für die körperliche und psychische Gesundheit in unserem Land. Danke für Ihr unermüdliches und kreatives Engagement!“

Katharina Pötter, Oberbürgermeisterin der Stadt Osnabrück, ging in ihrer Rede die Lieferengpässe von Arzneimitteln ein. „Lieferengpässe sind für die Patientinnen und Patienten bedrückend, wenn Eltern zum Beispiel zehn Apotheken anrufen müssen, um ein Antibiotikum für ihr Kind zu bekommen. Die Politik muss deshalb etwas tun, um diese Herausforderungen anzugehen. Auch ist die letzte Honoraranpassung der Apothekerinnen und Apotheker zehn Jahre her. Angesichts der steigenden Kosten ist der Bedarf einer Anpassung mehr als überfällig!“

Gastgeberin Cathrin Burs, Präsidentin der Apothekerkammer Niedersachsen, eröffnete den Apothekertag. „Bildung ist das Fundament unseres Berufsstandes. Kontinuierliche Fortbildung und die Schaffung von Perspektiven ermöglichen es uns, mit den sich stetig wandelnden Anforderungen des Gesundheitswesens Schritt zu halten und unseren Patientinnen und Patienten die bestmögliche Versorgung zu bieten. Insbesondere die Förderung des Nachwuchses ist dabei von entscheidender Bedeutung. Nur gemeinsam können wir die Zukunft des Berufsstandes gestalten!“

Gastgeber Berend Groeneveld, Vorstandsvorsitzender des LAV, wies auf die wirtschaftliche Lage der Apotheken und die Pläne für eine Apothekenreform des Bundesgesundheitsministeriums hin. „Für uns Apothekeninhaberinnen und -inhaber wird die Lage immer schwieriger, denn wir bekommen schon längst nicht mehr das, was wir verdienen. Es geht mehr denn je um unsere Existenz. Wir brauchen deshalb ein Apothekenstärkungsgesetz, das den Namen auch verdient. Die bereits veröffentlichten Eckpunkte des Bundesgesundheitsministeriums erfüllen dies in keinem einzigen Punkt! Das BGH-Urteil, das nun Grenzen der Gewährung von Rabatten und Skonti setzt, kann uns bis zu 50 Prozent des Rohgewinns kosten. Es ist für uns unbegreiflich, dass das Einkommen der Apothekerinnen und Apotheker immer noch abhängig von Rabatten und Skonti ist. Wir haben von der Politik einen gesetzlichen Auftrag bekommen, die Patientinnen und Patienten zu versorgen. Deshalb hat die Politik auch dafür Sorge zu tragen, dass wir ein auskömmliches Honorar erhalten!“

Ein wichtiger Punkt des Niedersächsischen Apothekertages war der Bericht von Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der ABDA-Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände. Overwiening gab einen Überblick über die politische Lage und schilderte, wie schwierig es derzeit ist, mit der Politik auf Bundesebene Gespräche zu führen. Des Weiteren wies sie darauf hin, dass die Apotheken enorm unter Druck stehen und dass Geld in das System fließen muss.

Einer der Höhepunkte war außerdem der Vortrag „Globaler Gesundheitsnotfall Klima- und Biodiversitätskrise“ von Dr. Martin Herrmann. Der Arzt und Vorsitzende der Deutschen Allianz Klima und Gesundheit e.V. (KLUG) erläuterte, weshalb der Klimawandel die Gesundheit der Menschen bedroht und welche Schlüsselrolle die Apothekenteams zur Bewältigung der anstehenden Veränderungen übernehmen können. Der Apotheker Dr. Uwe Weidenauer ging unter dem Titel „Nicht lieferbar! Homöopathischer Ansatz für den kranken Markt?“ der Frage nach, ob das Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz (ALBVVG) den Markt für Generika tatsächlich gestärkt hat.

In weiteren Vorträgen erklärte die Managementtrainerin und Autorin Sabine Asgodom, welche Bedeutung starke Einzelpersönlichkeiten für ein erfolgreiches Team haben. Prof. Dr. Martina Hahn, Fachapothekerin für Klinische Pharmazie, widmete sich dem Themenkomplex Pharmakogenetik und Genderpharmazie. Apotheker Gerd Böckmann informierte über die Abläufe bei Organspenden und -transplantationen in Deutschland und Prof. Dr. Thomas Herdegen, Facharzt für Pharmakologie und Toxikologie, erklärte, wie sich die inneren Schlaf-, Hormon- und Stoffwechselrhythmen auf unsere Gesundheit auswirken. Im Rahmen des Niedersächsischen Apothekertages fand zudem die PTA-Landesmeisterschaft statt. Junge Nachwuchstalente traten in verschiedenen Disziplinen wie Beratung, Rezeptur und Arzneimittelkunde an und stellen ihr Können und das „ihrer“ Apotheke unter Beweis. Als Siegerin ging Janna Martens, Marien Apotheke Ibbeken in Augustfehn, hervor, die sich für die deutsche PTA-Meisterschaft in München qualifizierte. Das Bundesleistungszentrum für PTA an der Völker-Schule in Osnabrück war der Veranstalter dieses Wettbewerbs, der von der Apothekerkammer Niedersachsen und dem Landesapothekerverband Niedersachsen e.V. unterstützt wurde.

Neben den Fachveranstaltungen war die große pharmazeutische Ausstellung des Niedersächsischen Apothekertages mit rund 35 Unternehmen und Organisationen ein Anziehungspunkt für die Besucherinnen und Besucher.

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