Appelle und abendliches Netzwerken: Beim Sommerfest der Apothekerkammer Niedersachsen und des Landesapothekerverbands Niedersachsen e.V. (LAV) in Hannovers Leineschloss tauschten sich zahlreiche Gäste aus dem Gesundheitsbereich sowie auf kommunaler, Landes-, Bundes- und EU-Ebene tätige Politikerinnen und Politiker aus.
Kammerpräsidentin Cathrin Burs bedankte sich in ihrer Rede bei der niedersächsischen Landespolitik für die Abschaffung des PTA-Schulgeldes – und erntete dafür Applaus aus dem Publikum. Zudem stellte sie das in Kooperation mit der TU Braunschweig und dem Städtischen Klinikum Braunschweig gestartete Pilotprojekt „PJ-Akademie“ vor: „Erstmals können Pharmazeutinnen und Pharmazeuten sowie Medizinstudierende während ihres praktischen Jahres gemeinsam in einer festen interprofessionellen Gruppe an themenbezogenen Seminaren teilnehmen, die durch praktische Übungen am Patientenbett ergänzt werden. Ich finde das großartig!“ Den Teams in den Apotheken vor Ort dankte die Kammerpräsidentin für ihren Einsatz und ihr Engagement während der beiden Protesttage am 12. und 14. Juni und darüber hinaus. Sie stellte auch klar, wie zentral der persönliche und fachliche Austausch aller Akteurinnen und Akteure sei: „Nur durch eine starke Partnerschaft zwischen Ärztinnen und Ärzten, Apothekerinnen und Apothekern, Krankenkassen und der Politik können wir sicherstellen, dass unser Gesundheitssystem nachhaltig und zukunftsfähig ist.“
Hatte der Vorstandsvorsitzende des Landesapothekerverbandes Niedersachsen e.V. (LAV) und Mitglied des Geschäftsführenden Vorstandes der ABDA-Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände Berend Groeneveld kurz vor der Corona-Pandemie der Politik noch eine „Seh-Not“ attestiert, warnte er nun eindringlich vor dem „Untergang des Schiffs Apotheke“. Auf Landesebene sei die Zusammenarbeit mit den politischen Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger zwar auf Augenhöhe, klar und transparent. Auf Bundesebene fehle allerdings der Wille, die überdurchschnittlichen Leistungen der Apothekerinnen und Apotheker in eine adäquate Vergütung umzusetzen. Die außergewöhnlich hohe Beteiligung von mehr als 90 Prozent der Apotheken am Protesttag habe noch einmal gezeigt, wie hoch der Handlungsbedarf sei: „Wenn es so weitergeht, kommen wir in Gefährdungslagen, die uns im Harz und auf den Inseln auch unattraktiv als Urlaubsland machen“, warnte Groeneveld. Er sei bereit, die ihm vom Staat übertragene Hoheitsaufgabe einer ordnungsgemäßen Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln zu erfüllen, und das an sieben Tagen der Woche. Aber: „Dafür brauchen wir Ihre Hilfe!“
Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay betonte in seinem Grußwort, wie sehr gerade die von Corona geprägten Jahre den Blick auf das Gesundheitswesen und die Apotheken deutlich geschärft hätten. Er unterstrich, wie wertvoll und unersetzbar die Expertise der Apotheken vor Ort sei – nicht nur während der Pandemie, sondern auch über Sprachbarrieren hinweg – etwa bei der Versorgung von Menschen aus der Ukraine.
Dr. Christine Arbogast, niedersächsische Staatssekretärin für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung, bekräftigte anschließend, dass die Politik auch auf Landesebene die Apotheken im Blick habe. „Sie haben Unglaubliches geleistet!“, bedankte sie sich für den Einsatz der Apothekenteams während der Pandemie. Apotheken seien ganz klar tragende Säulen des Gesundheitssystems und es bestünde eine große Verantwortung, dass dies auch so bleibe und fortgeführt werde. Allerdings gebe es dafür keine einfachen „Rezepte“, weder gegen den Fachkräftemangel noch für eine stärkere Vernetzung des Gesundheitssystems, etwa beim Entlassmanagement. Die Staatssekretärin sicherte abschließend nochmals ihre Gesprächsbereitschaft zu und appellierte an die Anwesenden: „Bleiben Sie stark!“
Lisa Stegner (Apothekerkammer Niedersachsen)
